Nach Überlieferungen von Hans Minder und Jürg Hauser
Eigentlich könnte unser Verein bereits schon fast den 100. Geburtstag feiern. Fussball hat schon anfangs der «goldenen» zwanziger Jahre den jungen Burschen Spass gemacht. Allerdings wurde der Sport damals noch nicht richtig koordiniert, weil die Infrastruktur nicht stimmte und weil Fussball einfach etwas Neues war. Steckborn war und ist ein kleines Städtchen, welches 1920 noch hauptsächlich Landwirtschaft betrieb, einige Handwerker und ein bisschen Industrie hatte. Dass aus dieser Zeit überhaupt etwas zu berichten ist, verdanken wir den Erinnerungen von Alt-Malermeister Hans Minder, der in liebenswerter Weise seine Erfahrungen notiert hat. So lassen wir ihn chronologisch berichten:
Trotz passivem Widerstand der bereits bestehenden Vereine im Dorf, gesellten sich im Jahre 1920 fussballbegeisterte Burschen um den Schuhmachergesellen Albert Weber. Es waren vorwiegend Handwerker und Arbeiter der Firma A. Rieter & Co., Maschinenfabrik in Steckborn.
Einen Fussballplatz gab es natürlich nicht, doch stellte das Landerziehungsheim Glarisegg den Spielplatz im Spannacker kostenlos zur Verfügung. In erster Priorität hatte seit jeher die Kameradschaft gestanden, doch die damalige Situation auf dem Arbeitsmarkt, hatte einen regen Spielerwechsel zur Folge. Trotz diesen Schwierigkeiten konnten bereits 1921 beachtliche Erfolge errungen werden, als nämlich die Thurgauer Meisterschaft gegen die Teams aus Frauenfeld, Kreuzlingen, Amriswil und Romanshorn gewonnen wurde. 1923 schloss die Firma Rieter ihre Tore, was fast zur Auflösung des SC führte. Glücklicherweise hatten sich in Berlingen und Mammern auch jung e Männer für Fussball interessiert, so dass die entstandene Lücke geschlossen werden konnte. Diese kombinierte Mannschaft spielte zusammen, bis 1926 die Kunstseidenfabrik Steckborn Arbeitsplätze schaffte und neue, fremde Arbeiter ins Dorf kamen. Hauptinitianten waren die Herren Arber und Staub, die bis 1927 fast eine reine Kunstseiden-Elf auf die Beine stellten. Der SC Steckborn spielte bereits Meisterschaftsrunden im Kanton, teilweise sogar mit den benachbarten Schaffhausern.
Damals wurden die «Tschutter» noch einzeln und schriftlich für eine Partie aufgeboten, damit die Besten dann auch erschienen. Bis Mitte der dreissiger Jahre hielt der SC durch, doch interne Querelen im Vorstand und Spielerabgänge führten zu einer ernsthaften Krise. Dass immer noch kein Fussballplatz vorhanden war, half die Situation nicht zu bessern, und trotz aller Bemühungen mit der Gemeinde, konnte für den SC kein Platz gefunden werden.
Der FC in den Jahren 1930 bis 1933. Hintere Reihe von links nach rechts: Jakob Bauer, Walter Füllemann (Mus), Edy Füllemann, Otto Bremer, Otto Hemminger, Hans Bremer; mittlere Reihe kniend: Willi Weller, Julius Hemminger, Hermann Portail ; vordere Reihe sitzend: Heinrich Hitz, Karl Weller.
Als gegen Ende der dreissiger Jahre allmählich düstere Wolken seitens unserer nördlichen Nachbarn aufzogen, verliessen nochmals einige Stützen den SC, um dem Schützenverein beizutreten. Viele Männer zeigten damit ihre Solidarität mit dem Bund und die Schützenvereine im ganzen Land erreichten enorme Mitgliederzahlen.
Mit dem Aufschwung der Bernina-Nähmaschinenfabrik Fritz Gegauf AG in den Vorkriegsjahren, fanden sich aber bald neue und alte Fussballfreunde. Nach langen, heissen Diskussionen trafen sich am 17. Juni 1943 in Restaurant Schwanen etwa 30 Interessierte zur Gründungsversammlung des SC Bernina Steckborn.
Herr Albert Kunz erklärte den Anwesenden den Sinn und Zweck des zu gründenden Sportclubs. Förderung der Kameradschaft und des Fussballsportes, und zwar in dieser Reihenfolge. Ausserdem wurde eine Leichtathletikabteilung dem Verein angegliedert. Der erste gewählte Vorstand bestand aus folgenden Männern:
Präsident: E. Schwarzer
Kassier: A. Winiger
Spiko: A. Kunz, K. Weber, K. Staub und C. Etter
Materialverwalter: J. Ammann
Leichtathletik: J. Escher
Nach zwei Stunden war die offizielle Geburt durchgestanden. Dies nicht zuletzt dank Fritz Gegauf sen., von dem nicht nur das Grundkapital von Fr. 400.— stammte. Er war immer wieder der, der die erhitzten Gemüter beruhigte und für sachliches Handeln und Diskutieren garantierte.
Die 1. Mannschaft von 1946. Stehend von links nach rechts: Karl Weller, Werner Strasser, Karl Kolb, Walter Wilhelm, Fritz Gegauf, Alois Winiger, Karl Schiegg, Sepp Späth; kniend: K. Keller, Albert Kunz, Gebrüder Beerli.
Da zu jener Zeit Auto, Telefon und andere Annehmlichkeiten unserer Tage sehr selten waren, mussten die Mitglieder auf andere Art informiert werden. So wurde das Restaurant Sonne, Steckborn, als Stammlokal vorgeschlagen und gewählt. Die Publikationen wurden vom «Bote vom Untersee» verbreitet und ausserdem wurde ein Informationskästchen am Restaurant Sonne angebracht. Die Spieler wurden zu Meisterschaftspartien häufig schriftlich aufgeboten, und zwar ausserordentlich höflich, wie das folgende Beispiel an einen im Aktivdienst stehenden Spieler zeigt:
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Sehr geehrter Sportfreund
Nächsten Sonntag soll auf unserem Terrain das Match contra Stein am Rhein 1 stattfinden. Wir legen auf einen guten Ausgang des Treffens grossen Wert und wären Ihnen dankbar für Ihre bestimmte Zusage zu diesem Spiel. Bitte benachrichtigen Sie den Trainer umgehend.
Mit aufrichtigen Sportgrüssen
SC BERNINA Steckborn
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Der Krieg konnte den guten Umgang im Verein nicht trüben. Dafür wurden des Krieges wegen einige Sitzungen stark verkürzt. Dies weil die Verdunklung nicht ausreichend war und die Gemeindeväter einige Male zum Einschreiten zwang. Die Strukturen des Klubs waren bald einmal klar ersichtlich, weil der Präsident die Zügel straff in den Händen hielt. So wurden jeden Monat Sitzungen mit dem ganzen Vorstand sowie den Aktiven und Senioren abgehalten.
Einer der Zwecke war natürlich das Einkassieren der Monatsbeiträge, damit die laufenden Unkosten beziehungsweise Rechnungen bezahlt werden konnten. Die Kosten waren in der Anfangsphase sehr hoch, weil alle Geräte (Tore, Netze, Bälle, Tenues) zuerst angeschafft werden mussten. Übrigens betreffend Tenues; der SC Bernina Steckborn war bestimmt einer der ersten Werbeträger im Schweizer Fussball. Damals schon trugen die Seebuben eine Nähmaschine auf der Brust.
Im September 1943 wurde eine erste Seniorenmannschaft gegründet. Dies war natürlich eine grössere Angelegenheit, weil das die Aktivmannschaft schwächte. So mussten sich die älteren Herren voll dem Hauptverein unterstellen, gegen den Strich der Initianten. Die Senioren waren damals wie heute eine starke Einheit. Seinerzeit wollten die Senioren eigene Statuten und eine eigene Kasse führen, was zu einem Verein im Verein geführt hätte. Präsident Schwarzer Hess das aber nicht zu, gewährte jedoch eine angemessene Freiheit, so dass der Haussegen nicht schief zu hängen brauchte.
Sehr streng wurden auch Disziplinlosigkeiten der Aktiven bestraft. So erschien Karl Weber einmal nicht zum Match gegen Thayngen und wurde prompt für 2 Spiele intern gesperrt.
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Es wurde sogar ein Bussenkatalog aufgestellt:
unentschuldigter Nichtbesuch der Generalversammlung Fr. 2.—
unentschuldigter Nichtbesuch der Mitgliederversammlung Fr. 1.—
Nichtbefolgen eines Spielaufgebots für Meisterschaft Fr. 5.—
Nichtbefolgen eines anderen Wettspieles Fr. 3.—
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Das waren ganz happige Beträge zu jener schwierigen Zeit. Wie streng diese Regeln gehandhabt wurden, geht aus den Protokollbüchern leider nicht hervor, wohl aber wurden schwierige Zeitgenossen härteren Aufnahmebedingungen unterworfen oder schneller aus dem Verein ausgeschlossen als heute. Aufnahmen oder Ausschlüsse mussten von der gesamten Mitgliederversammlung beschlossen werden. Wahlkampfartige Diskussionen waren demzufolge gang und gäbe.
Mannschaftsbild aus dem Jahre 1950-1955: Stehend von links nach rechts.: Burckhart, Renzo, Hausamann, Schneider, Kotz, Spitzli, Winiger, Strub; vorne: Weller, Riva, Köppel
Grosse Probleme waren aber der fehlende eigene Sportplatz, sowie die Trainingsbedingungen im Winter. Zwar konnte das Eisfeld am See nun auch für den Fussball benutzt werden, aber die Turnhalle war praktisch im Besitz der Schulbehörde und des Turnvereins. So blieb anfangs nur der Samstagnachmittag für den SC. Später konnte, bis heute aktuell, der Mittwochabend ausgehandelt werden.
Betreffend Sportplatz wurden während Jahren immer wieder Kommissionen gebildet, die leider bei den Behörden auf taube Ohren stiessen. Diese Angelegenheit konnte erst Jahre später gelöst werden.
Sportlich gesehen waren die Anfangsjahre ein stetes Auf und Ab. Steckborns Fanionteam bestritt die Meisterschaft in der untersten, dritten Liga. Vermutlich fehlte durch die vielen Mutationen die Konstanz. Jedenfalls schwankten sie in der Rangliste vom ersten bis zum letzten Platz.
Erfreulich war ganz bestimmt die Mitgliederzahl. Starteten 1943 30 Fussballfans ins Unternehmen «SC Bernina Steckborn», konnte man anfangs 1945 bereits 70 Aktive, Senioren und Junioren, sowie sage und schreibe 98 Passive, zählen. Dies war ein Ansporn für diejenigen, die den Verein mit viel Einsatz, Geduld und Hingabe geformt und geprägt haben. Präsident E. Schwarzer war einer der «Chrampfer» für den SC. Er führte nicht nur das Schiff in sichere Gewässer, sondern auch noch die Vereinskasse.
Und an diesem Amt beziehungsweise an der Kassa-Führung erhitzten sich 1946 die Gemüter derart, dass Köpfe rollen mussten. Es fehlten Fr. 650.— in der Vereinskasse.
Ausserdem eine weitere Spende von Fr. 400.— von Fritz Gegauf sen. Herr Schwarzer übernahm das Manko von Fr. 650.— aus seinem Sack, den Fehlbetrag von Fr. 400.— lehnte er jedoch ab. Angeblich wurden 2 Quittungen über je Fr. 400.— unterschrieben, je einmal von Herrn Schwarzer und Herrn Gegauf jun. Herr Gegauf jun. wollte aber das Geld nie erhalten haben. Herr Scheerle jedoch bezeugte, dass er den Betrag persönlich Herr Gegauf jun. übergeben habe. Die ganze Angelegenheit wurde natürlich von Emotionen nur noch schlimmer gemacht bis die zwei schwarzen Schafe ihre sofortigen Austritte bekanntgaben.
Der Verlierer war der Verein als solcher, wobei das Geld wohl sekundär war. Die Gemüter beruhigten sich allmählich wieder und das Clubleben lief in den gewohnten Bahnen weiter.
Der FC, als solcher wurde er erstmals 1947 erwähnt, hatte sich erfreulicherweise gesellschaftlich integriert. So stellte er wie alle Vereine seinen Mann bei öffentlichen Anlässen, wie z. B. der Fasnacht.
Selbstverständlich mussten die Verantwortlichen immer ein Argusauge auf die Kasse werfen. Die Ausgaben waren hoch, die Einkünfte aus Beiträgen und Zuschauereinnahmen nicht gerade riesig. Die meisten Kosten verursachten die Reisespesen. Noch war die Bahn das Hauptverkehrsmittel und die fährt auch heute noch nicht über den Seerücken.
Hätte nicht Fritz Gegauf sen. der Kasse manchen Franken zukommen lassen, wäre der Verein wohl keine 40 Jahre alt geworden. Für zusätzliche Einnahmen sorgten aber auch die Fussballfreunde selbst, da sie jede s Jahr ein Gartenfest oder einen Tanzball veranstalteten. Später begann dann die Grümpelturnier-Aera, die auch heute noch die grösste Einnahmequelle für den Verein bildet.
Leider waren die fünfziger Jahre sportlich gesehen nicht sehr spektakulär, musste doch praktisch jede Saison gegen den Abstieg gekämpft werden. Wenigstens konnte 1954 endlich der eigene Sportplatz «Emmig» eingeweiht werden. Die wirtschaftliche Stabilisierung der Region Steckborn bewirkte aber auch, dass viele junge Männer hier Familien gegründet hatten. Der Kindersegen blieb nicht aus und dieser Nachwuchs, mindestens der männliche Teil‘, wollte auch Fussball spielen. Die Mannschaften hatten nicht mehr so viel unter häufigen Mutationen zu leiden und die wenigen Abgänge konnten fortan mit einigen Junioren ersetzt werden. Die ersten fussballerischen Hochs waren die Saisons 60/61 und 61/62, als der FCS zwei Jahre in der 2. Liga mitkickte. Die erste Saison wurde man mit 4 Punkten nur Zweitletzter und konnte der Relegation noch entrinnen. Die zweite Saison gelang den «alten Grössen» rein gar nichts mehr. Ohne ein Pünktchen mussten sie zurück in die dritte Liga. Aber die Erinnerungen sind ihnen geblieben und einem gelang damals der Schritt nach vorne. Rolf Fischer, als bewährter Torhüter, spielte ab 1962 für den BSC Young Boys Bern. Er brachte es sogar an die Schwelle zur Nationalmannschaft. Rolf Fischer war von 1979—81 als Trainer des Fanion-Teams zu Steckborn zurückgekehrt und bescherte den Seebuben nochmals ein Jahr 2. Liga.
Der FC Steckborn von 1960: hinten von links nach rechts: Ruedi Ritter, Lucio Pisi, Beat Winiger, Josef Herzog, Bernhard Münch, Ernst Herzog, Erich Keller
vorne: Markus Okle, Hans Füllemann, Erich Trautner, Gerhard Fischer, Karl Risler
Anfangs der sechziger Jahre gehörte auch der Journalist und TV-Sportreporter Jan Hiermeyer zu unserem Verein. Er war verantwortlich für die erste Club-Zeitung des FC Bernina. Leider ist kein Exemplar mehr aufzutreiben und vermutlich war die Auflage auch nicht gerade ein Riesenerfolg, denn innert kurzer Zeit war das Projekt wieder begraben.
Als offener, liberaler Club wurde der FC während rund 4 Jahren von Emilio Chiari geleitet. Der Italiener mit dem lustigen italienisch-deutschen Akzent war und ist eine starke Persönlichkeit. An seiner Position wurde nie Kritik geübt, vor allem deshalb, weil er meistens noch ein zweites Amt im Verein ausübte. Nach der GV 1966 kam ein neuer Wind in den Vorstand. Ernst Herzog übernahm das Steuer und führte das Schiff ein wenig nach wirtschaftlichen Methoden. Zu allererst wurde er aber von einigen italienischen Fussballfreunden kontaktiert, die eine eigene Fussballmannschaft aufstellen wollten. Dies wurde nach einigen Sitzungen, mit Auflagen, auch bewilligt.
So lief die Italica-Mannschaft bis in die 80er Jahre noch unter dem Namen «FC Bernina Steckborn» und gehörte zum Gesamtverein. Vorstand und Kasse liefen aber autonom, wobei der Hauptvorstand sich vorbehielt, eventuelle Anlässe zu bewilligen oder zu verbieten. Leider aber waren die Beziehungen mit den italienischen Clubmitgliedern nicht immer zum Besten.
Die vorhin bereits angesprochene ökonomische Vereinsführung war nötig, um den Verein vor den roten Zahlen zu bewahren. Kassier Albin Lohrer führte sein Ressort mit rühmenswerter Sauberkeit. Doch der Zahn der Zeit nagte an der Baracke, eine Waschmaschine musste angeschafft werden, Tenues, Bälle und Trainerkosten stiegen rapide an. Ernst Herzog veranlasste einige Aktivitäten, um das nötige Geld einzubringen. So wurden erstmals Vereinskleber zum Verkauf dargeboten. Im weitem wurde ein ganz modernes Projekt bereits anfangs 1967 diskutiert. Es sollte sich eine Supportervereinigung konstituieren. Leider blieb das nur ein Luftschloss.
Unter Herzogs initiativer Vereinsführung wurde 1968 auch eine erste Jubiläumsfeier veranstaltet. Den 25. Geburtstag wollte man im grossen Stil feiern, doch an einer aussergewöhnlichen Generalversammlung wurde der Vorstand auf den Boden der Realität zurückgeholt. Die Mitglieder lehnten das finanzielle Risiko entschieden ab, weil ein zügiges Unterhaltungsorchester sowie ein zu mietendes Zelt derart viel gekostet hätte, dass praktisch ganz Steckborn zum Fest hätte erscheinen müssen, um ein Debakel zu verhindern. Wir haben das heute ein bisschen einfacher, weil die schöne Feldbachhalle für einen einheimischen Klub zu einem fairen Preis gemietet werden kann. Also damals wurde von Zeltvermietern einige Angebote eingeholt. Die Nettokosten hätten zirka 4000 Franken betragen, weshalb man beschloss, ohne Zelt zu feiern. Das Ganze sollte im Rahmen eines Grümpelturniers unter dem Motto «25 Jahre FC Bernina Steckborn» stehen.
Trotz des kleineren Rahmens konnte ein tolles Fest abgehalten werden. 1968 feierte der Verein aber nicht nur, im Gegenteil, es wurde hart gearbeitet. Das fehlende Flutlicht auf dem «Emmig» war vielen Interessierten ein Dorn im Auge. Sollte auch dieses Projekt vorzeitig begraben werden? Nein, ganz im Gegenteil, energisch wurden sämtliche Möglichkeiten zur Finanzierung der Flutlichtanlage überprüft und diskutiert. Der Verein selbst verfügte über keine Mittel, dafür half die Gemeinde Steckborn. Sie stellte die stolze Summe von 10 500 Franken zur Verfügung. Der Thurg. Fussballverband half uns mit 4000 Franken und die eigenen Fronarbeiten beliefen sich auf rund 4500 Franken. Die laut Offerte von der Firma H. Stutz, Steckborn auflaufenden Kosten summierten sich aber auf 22 000 Franken. Nach Adam Riese fehlten noch 3000 Franken. Für diesen Restbetrag konnte der FC vom Sport-Toto-Reservefonds des Kantons Thurgau profitieren. Heute kann man sich den Trainings- und Meisterschaftsbetrieb ohne das künstliche Licht nicht mehr vorstellen. Durch die grössere Anzahl von Mannschaften und das intensivere Training wäre ein optimaler Betrieb gar nicht mehr möglich.
1969 konnte der FC den letzten grossen Transfer tätigen. Heinz Zimmermann, als knapp 19jähriger, wechselte zum Nati-A-Verein FC St. Gallen. Er spielt seit einigen Jahren wieder in der ersten Mannschaft des FC mit. Wieder zurück ins Jahr 1970. Unser Sportplatz hatte dringend eine Verjüngungskur nötig. Dadurch musste der Spielbetrieb für ein Jahr auf das Eisfeld beim Strandbad verlegt werden. Der Ostschweizer Fussballverband gab, trotz der zu kleinen Masse des Feldes, sein Okay. Dieses Entgegenkommen erlaubte immerhin, dass unsere Mannschaften auch zu ihrem sogenannten Heimvorteil kamen. Natürlich waren die Spieler nicht glücklich über den Platzwechsel, dafür war die Freude umso grösser, als im Herbst 1971 auf dem jungfräulichen Rasen des «Emmig» wieder um das runde Leder gekämpft werden konnte. Sportlich waren all die vergangenen Jahre ohne grosse Turbulenzen über die Bühne gegangen. Nur gerade in der Saison 1968/69 wurde es dramatisch. Verletzungspech und mannschaftsinterne Differenzen brachten unser Fanionteam an den Rand der Relegation. Der Drittliga-Absteiger musste durch einen Entscheidungskampf ermittelt werden. Auf neutralem Kreuzlinger-Boden rangen Amriswil und Steckborn um die Ligazugehörigkeit. Mit viel Glück behielten die Seebuben die Oberhand. Auffallend war, dass die Mannschaften in jede Saison schlecht starteten.
Der Grund dürfte jedoch an den Bernina-Betriebsferien gelegen haben. Der Meisterschaftsbeginn war und ist auf das dritte August-Wochenende datiert. Die Betriebsferien der Bernina enden meistens am ersten August- Weekend. So blieben den meisten Mannschaften nur gerade 14 Tage geregeltes Training. Damit ein derartiger Trainingsrückstand nicht mehr entstehen kann, gibt es heute praktisch keine fussballfreie Zeit mehr. Die heutigen Aktiven veranstalten in den Zwischensaisons reduzierte Trainingseinheiten auf freiwilliger Basis, und wer nicht gerade im Urlaub oder verletzt ist, nimmt gerne daran teil. Vielleicht weil die obenerwähnten Erkenntnisse fehlten, sicher aber wegen viel Pech, musste die erste Mannschaft 1974 den bitteren Weg in die 4. Liga antreten‘. Einige Stammspieler Hessen danach Lücken entstehen, die Gott sei Dank mit eigenem Nachwuchs geschlossen werden konnten. Unter der umsichtigen Regie von Fritz Amann und Gottfried Sahli wuchs in zwei Jahren eine schlagkräftige Equipe zusammen. 1976 konnte der Gruppensieg errungen werden, was zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen berechtigte. Der Gegner war der SC Berg, gespickt mit in Fussballerkreisen bekannten Namen. Nicht desto weniger konnte im Hinspiel auf der Weinfelder «Güttingersreute» ein 0:0 erkämpft werden. Das Rückspiel lockte rund 600 zahlende Zuschauer auf den «Emmig», die bis anhin grösste Kulisse des Vereins. Als nach 30 Minuten Spielzeit der Gast bereits 0: 2 führte, glaubte wohl niemand mehr an den Aufstieg der Seebuben. Doch taktische Fehler des Gegners und auch die grosse Hitze, die eher für die jungen Steckborner sprach, Hessen den Match noch völlig auf den Kopf stellen. Mit riesigem Ehrgeiz, Fleiss und Einsatz schössen die Steckborner en suite fünf herrliche Tore, während dem Gegner nur noch ein Treffer gelang. Damit war ein erstes Ziel erreicht — wieder in der 3. Liga mitzuspielen. Während den folgenden vier Jahren spielte das Steckborner Fanionteam immer an der Spitze mit. Im Frühling 1981 wurde erneut der Gruppensieg erkämpft und damit die Teilnahmeberechtigung zu den Aufstiegsspielen für die 2. Liga. Nach zwei unentschiedenen Partien konnte Münchwilen im Entscheidungsspiel mit 4:0 bezwungen werden.
Sportliche Höhepunkte: Diese Mannschaft stieg 1981 in die 2. Liga auf. Stehend von links nach rechts: Trainer Fischer, Hauser, Pisi, Millhäusler, Mora, Hess, Weber, Spiko Hemminger, Präsident Stolz. Kniend: Gretsch, Kreis, Rizzi, Bosshard, Blaser, Zimmermann, Frick, Hegge
Die Freude über die 2.-Ligazugehörigkeit war allerdings von kurzer Dauer, obwohl der Start optimal begann. Als erster Gegner gastierte der FC Rorschach auf dem «Emmig». Zur Pause führten die Gäste bereits mit 0:3. In einer sensationellen Aufholjagd siegten die Steckborner noch 7:3. Der «Sport» würdigte die Mannschaft als «Amateurteam der Woche», ja, nach vier Runden war die Mannschaft noch Tabellenführer. Auf die Dauer fehlte aber den Seebuben die Substanz (zu kleines Kader), um weitere Punkte zu ergattern, und in der Endphase trotz guten Spielen, auch das nötige Glück. Der Abschied aus der höchsten Regionalliga war schmerzlich, aber im Vergleich zur nächsten Saison, fast noch angenehm. Die bitterste Pille folgte auf dem Fuss. Ohne Aderlass der Mannschaft, kam der FC auch letzte Saison nicht zu genug Punkten und musste einen weiteren Ast hinunterklettern. So spielt die erste Mannschaft wieder einmal in der 4. Liga, in einem Jubiläumsjahr fürwahr eine tragische Bilanz.
Internationales Spiel der Steckborner Senioren in Budapest (1982): hinten von links nach rechts: Hausammann, Ueli Züger, Helmut Mathys, Jost Gross, Louis Stolz, Günter Oetjen; Vorne: Walter Hemminger, Ueli Grimm, Luigi Petrelli, Martin Hess, Kurt Kohler, Albert Düringer
Auf Vorstandsebene, um den letzten Schritt in die Vergangenheit zu unternehmen, wechselten die Chargen im Laufe der Zeit. Während die Präsidenten im Schnitt etwa vier/fünf Jahre das Schifflein führten, war der Abschied von Alb. Lohrer nach 18 Jahren als Kassier ein herber Verlust. Doch das Leben ging weiter. Einem Vorstoss von W. Hemminger ist es zu verdanken, dass die Flutlichtanlage 1978 noch verbessert wurde. Die Finanzierung wurde durch den Wurst- und Getränkeverkauf an den Meisterschaftsspielen geregelt.
Zu Beginn der 80er Jahren konnte eine neue Einnahmequelle erschlossen werden. Rund 15 Kaufleute aus Steckborn und Umgebung sponsern den Verein mit den eigenen Werbeplanen. Damit haben beide Parteien einen Vorteil. Es soll an dieser Stelle einmal mehr allen Werbepartnern für ihr Mitmachen gedankt werden. Die neuesten und letzten Veränderungen betreffen die Umkleidekabinen sowie die sanitären Anlagen, auf dem «Emmig». Sie konnten wesentlich verbessert werden. Platzwart Max Züst hat in vielen freiwilligen Stunden viel zur Renovation unserer Baracke beigetragen.
Der Vorstand von 1983:
Präsident: Jost Gross
Vizepräsident: Martin Hess
Sekretär: Bruno Millhäusler
Kassier: Martin Spitzli
Spiko-Präsident: Ueli Blaser
Senioren-Obmann: Günther Oetjen
Junioren-Obmann: Antonio Meni
Aktuar: Jürg Hauser
Beisitzer: Josef Schön
Da plötzlich Firmenbezeichnungen in Fussball-Vereinsnamen verboten wurden, war auch der «FC Bernina Steckborn» gezwungen, seinen Namen in den noch heute gültigen Namen «FC Steckborn» zu ändern. Zwischenzeitlich, ab der Saison 88/89, konnte sich das Fanionteam dann wieder in der dritten Liga als Spitzenteam etablieren, bevor dann der endgültige Absturz in die unterste Spielklasse, der fünften Liga, folgte. Ab der Jahrtausenderwende gelangen dann vereinzelt wieder Aufstiege in die 4. Liga, doch konnte man sich da nie über längere Zeit halten. Seit 2014 hat sich die 1. Mannschaft konstant in der 4. Liga festsetzen können, ja inzwischen sogar wieder mit Ambitionen für die 3. Liga.
1. Mannschaft von 1999/2000: Hintere Reihe von links nach rechts: Sven Spitzli, Ueli Wiederkehr, Patrick Freiburghaus, Alex Schiegg, Vincenzo Semeraro; Mitte: Cengiz Girgin, Rico Arganese, Xhemail Uka, Renato, Philipp Fröhlich, Alberto Pepe, Sascha Spitzli, Albert Düringer; Vorne: Ylmaz Girgin, Lucian Bulant, Miguel Torres, Damian Gimenez, Philipp Elser
Nicht nur dem jeweils amtierenden Vorstand, sondern allen je für den FC wirkenden Freunden sei gedankt für ihren grossartigen Einsatz. Viele wurden nicht namentlich erwähnt, waren aber trotzdem für markante Verbesserungen im Umfeld des Vereins verantwortlich. Gedankt sei auch der Gemeinde Steckborn für ihr immer offenes Ohr für die Probleme des Vereins, und nicht zuletzt unserem einstmaligen Namensgeber, der BERNINA International AG (damals Fritz Gegauf AG) für ihre moralische und finanzielle Unterstützung seit Beginn unserer Vereinsgeschichte!
Die 1. Mannschaft 2017: Hinten von links nach rechts: Züllig, Colonese, Jekic, Razzano, Labhart; Mitte: Hanimann (Präsident), Bulant (Sportchef), Meresi (Trainer), Hess, Tobler, Giacomo, Campos, Tischendorf, Rüedi, Arganese (Trainer), Züllig (Vize); Vorne: Frick, Cesario, Maron, Montano, Ernst